HANDBALL
„Da brennt noch ein Feuer in mir“ Eigentlich wollte Torsten Sanders dem Leistungssport abschwören. Doch der Handball hat den früheren Hochspringer gepackt
Im August 2022 hinterließ Torsten Sanders im Test seiner HSG beim MTV Dinslaken bereits einen starken Eindruck.Foto: Lars Fröhlich / FUNKE Foto Services
Die Leichtathletik-Karriere von Torsten Sanders war geprägt von einigen Aufs und Abs. Gerade nach seinem Wechsel vom Weseler TV zu Bayer Leverkusen machten dem Hochspringer immer wieder kleinere und größere Verletzungen einen Strich durch die Rechnung. 2019 war noch einmal ein richtig gutes Jahr. In der Halle stellte Sanders mit 2,23 Metern eine neue Bestmarke auf. Der große Traum, Deutschland bei den Erwachsenen bei einer EM oder WM zu vertreten, schien wieder in greifbare Nähe gerückt. Doch es folgten neue Blessuren und der Corona-Lockdown. Der Weseler zog endgültig einen Schlussstrich und kehrte zur alten „Jugendliebe“ Handball zurück. Mit beeindruckendem Erfolg. Im Sommer wechselt der Linkshänder vom Verbandsligisten HSG Wesel in die Regionalliga zum MTV Rheinwacht Dinslaken.
Torsten Sanders, wenn Ihnen vor zwei Jahren jemand gesagt hätte, dass Sie noch einmal in der Handball-Regionalliga spielen würden…,
…dann hätte ich denjenigen auf jeden Fall für verrückt erklärt. Ich habe natürlich in der Jugend bei der HSG gespielt, dann aber neun, zehn Jahre überhaupt nicht mehr. Als ich im Sommer 2021 wieder angefangen habe, hatte ich zum ersten Mal überhaupt einen Ball mit Harz in der Hand. Eigentlich wollte ich ja auch vom Leistungssport weg und nur zum Spaß ein bisschen zocken. Dass ich mal irgendwann noch Angebote aus höheren Ligen bekommen würde, da habe ich nicht eine Sekunde dran gedacht.
Wie kam es denn dann zum bevorstehenden Wechsel?
Erst einmal muss ich betonen, dass ich mich bei der HSG superwohl fühle. Wir sind eine geile Truppe und wirklich ein verschworener Haufen. Ich wäre niemals ligaintern zu einem anderen Verein gewechselt. MTV-Obmann Heinz Buteweg hat mich dann Anfang des Jahres kontaktiert und gefragt, ob ich generell Interesse hätte. Ich hatte schon über die Zeit gemerkt, dass da noch ein Feuer in mir brennt. Es hat mich unheimlich gereizt, noch einmal anzugreifen und zu sehen, was ich noch aus mir rausholen kann. Es gibt sicher noch einige Punkte in meinem Spiel, die deutlich verbesserungswürdig sind. Durch das Trainerteam und die Mitspieler in Dinslaken kann ich mich sicher noch weiterentwickeln und der Mannschaft dann hoffentlich auch in irgendeiner Form helfen.
Mit der Leichtathletik haben Sie auch wegen einiger Verletzungen aufgehört. Nun ist Handball als Kontaktsport ja auch nicht gerade ohne. Wie kommen Sie denn in dieser Hinsicht bislang zurecht?
Ich hatte mir tatsächlich gar nicht vorstellen können, dass Handball im Erwachsenenbereich so unglaublich brutal ist. Jetzt, kurz vor Saisonende, habe ich wirklich Wehwehchen an allen Stellen. Mir macht das alles trotzdem unglaublich viel Spaß. So ein bisschen muss man die Schmerzen als Handballer wohl auch mögen (lacht).
In der Regionalliga geht es schließlich auch gut zur Sache. Sie haben mittlerweile schon ein paarmal in Dinslaken mittrainiert. Wie fällt denn der erste Eindruck aus?
Mir war von Beginn an total wichtig, dass ich nur in eine Mannschaft wechsle, in der eine richtig gute Stimmung herrscht. Beim MTV ist das der Fall. Eine coole Truppe, und auch das Umfeld stimmt absolut. Im Training merkt man schon, dass alles viel schneller und präziser abläuft, einfach viel mehr Zug drin ist. Aber das ist eigentlich auch genau das, was ich so liebe – richtig schön arbeiten. Man trainiert schließlich, um Spiele zu gewinnen.
Viele Spiele gewonnen hat zuletzt auch die HSG Wesel.
Ja, das ist schon wirklich extrem, wie sich diese Mannschaft zusammengeschweißt hat. Vor zehn bis zwölf Wochen hat noch jeder geglaubt, dass wir der erste Absteiger sind. Aber mittlerweile sind wir wirklich in einem unglaublichen Flow. Aus meiner Sicht haben wir auch am Sonntag beim Sieg über Vennikel/Rumeln-Kaldenhausen, einen wirklich richtig starken Gegner, unser bestes Saisonspiel gemacht.
In trockenen Tüchern ist der Klassenerhalt aber noch nicht, und mit dem wollen Sie sich doch sicher verabschieden, oder?
Auf jeden Fall. Am Sonntag war der Druck extrem groß, aber jetzt haben wir es in der eigenen Hand. Schon am Freitag können wir mit einem Sieg in Oberhausen alles klar machen. Das wird richtig schwer, aber in unserer aktuellen Verfassung halte ich nichts für unmöglich.
Timo Kiwitz